Weinwissen: Dekantieren oder karaffieren?

04-2019_Dekantieren_Karaffieren

Über kaum ein anderes Thema streiten Weinliebhaber öfter als über den Sinn des Dekantierens. Doch was genau ist Dekantieren? Und worin liegt der Unterschied zum Karaffieren? Unsere Serie „Weinwissen“ verrät‘s.

Der Begriff Dekantieren kommt vom französischen Wort „décanter“ und bedeutet auf Deutsch abgießen. Er beschreibt das Umfüllen des Weins aus der Flasche in ein anderes Gefäß, bevorzugt in einen bauchigen Glaskrug – einen sogenannten Dekanter –, um einen älteren Wein vom Weinstein (Depot) zu trennen.Dem gegenüber steht das Karaffieren, das im Alltag oft synonym zum Dekantieren verwendet wird. Fachmänner machen jedoch einen Unterschied, denn das Ziel des Karaffierens ist es, einen Wein zu belüften, damit sich sein Aroma entfaltet. Deshalb sollten Sie sich im Vorfeld klar machen, welches Ziel Sie mit dem Dekantieren beziehungsweise Karaffieren verfolgen. Falls Sie aus Versehen einen älteren Wein karaffieren anstatt ihn zu dekantieren, könnte die Sauerstoffzufuhr dazu beitragen, dass der Wein oxidiert.

Dekantieren: Streitthema Nummer eins

Über den Sinn und Zweck des Dekantierens streiten sich Fachleute und Weinliebhaber gleichermaßen. Die einen sind glühende Verfechter, die andere lehnen es strikt ab. Die Befürworter vertreten die Meinung, dass das Trennen des Depots vom Wein notwendig sei, da der Weinstein den Genuss störe und den Geschmack verfälsche. Hingegen führen die Gegner des Dekantierens an, dass der Prozess den Wein zu viel Sauerstoff aussetze. Dadurch würden sich Geschmacksstoffe verflüchtigen. Entscheiden Sie sich Ihren Wein zu dekantieren, sollten Sie Folgendes beachten: Stellen Sie die zu dekantierende Flasche mindestens zwei Stunden vorher aufrecht hin, damit sich das Depot am Flaschenboden sammelt. Anschließend füllen Sie den Wein langsam und vorsichtig über einer Lichtquelle in den Dekanter, bis das Depot in den Flaschenhals gerät. Als Lichtquelle eignet sich eine Kerze oder eine kleine Taschenlampe. Da das Ziel des Dekantierens das Entfernen des Weinsteins ist, genügt bereits ein Dekanter mit einem schmalen Bauch.

Karaffieren: Sauerstoff, ja bitte

Halten sich Skeptiker und Befürworter beim Dekantieren in etwa die Waage, sind sich die Weinkenner darüber einig, dass das Karaffieren wichtig und sinnvoll ist. Durch die Sauerstoffzufuhr entfalten sich die Aromen vieler Rot- und einiger Weißweine besser. Dieser Effekt verstärkt sich insbesondere bei jungen Weinen. Deshalb ist beim Karaffieren die Form des Dekanters entscheidender als beim Dekantieren. Dabei gilt: Je größer der Durchmesser, desto größer ist die Sauerstoffzufuhr. Ob ein Wein karaffiert werden sollte, hängt von vielen Faktoren ab. Deshalb gibt es keine allgemeingültige Empfehlung. Probieren Sie den Wein unbedingt vor dem Karaffieren. Ist er verschlossen, lohnt es sich. Sind seine Aromen bereits ausgeprägt und seine Tannine weich, kann hingegen darauf verzichtet werden. Das Karaffieren erfordert etwas Erfahrung. Zu viel Sauerstoff schadet dem Wein, worunter insbesondere ältere Weine leiden, die an der Schwelle zur Oxidation stehen.